Drei Monate Rufbus:
Wie läufts? – Und was nun?
Am 1. Juli wurden die zwei wichtigsten Buslinien im Mühldorfer Stadtverkehr eingestellt. Stattdessen verkehrt nun der Rufbus der Firma omobi mit zwei Siebensitzern im gesamten Stadtgebiet – zunächst im Probebetrieb.
Nach Rückmeldungen von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern und auch eigenen Erfahrungen ziehen wir folgendes Zwischenfazit:
Vorteilhaft ist, dass der Rufbus mit Elektroantrieb klimafreundlich unterwegs ist und im gesamten Stadtgebiet fährt. Die Bedienzeit wurde bis 20 Uhr ausgedehnt. Wenn man Glück hat und einen Rufbus erwischt, ist die Fahrt meist problemlos.
Dennoch überwiegen aus unserer Sicht die Nachteile:
Die Kapazität der verfügbaren Fahrzeuge reicht bei weitem nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Nach Daten der Betreiber konnte im Durchschnitt nur jede vierte Anfrage positiv beantwortet werden. Dementsprechend sank die Zahl der Fahrgäste nach Angaben von Verkehrsreferent Dr. Gafus von 200-300 am Tag auf etwa 80.
Bestimmte Nutzergruppen werden von vornherein ausgeschlossen, insbesondere: Schulkinder, Pendler vor 7 Uhr (wichtige Pendlerzüge werden nicht bedient), Eltern mit Kinderwägen, Menschen mit Behinderungen (keine wirkliche Barrierefreiheit). Die Fahrzeuge sind außerdem bei mehreren Fahrgästen recht eng.
Die App weist zahlreiche Schwächen auf (z.B. muss die Buchung immer wieder komplett neu eingegeben werden, wenn es für die gewünschte Zeit keine Fahrt gibt, Hin- und Rückfahrt müssen getrennt gebucht werden), die Telefonzentrale ist häufig überlastet und außerhalb der Betriebszeiten nicht erreichbar.
Der Preis ist für ärmere Menschen und Vielnutzer zu hoch. Inhaber des Deutschlandtickets dürfen nicht umsonst fahren, sondern müssen einen Euro zahlen.
Trotz geringer Kapazität und höherer Fahrpreise steigen die Kosten für die Stadt Mühldorf drastisch von bisher 122.000 Euro für 4 Linien auf voraussichtlich mehr als 400.000 Euro für 2 Rufbusse
Die Verkehrsachse Bahnhof-Innenstadt wird nicht gestärkt, im Gegenteil! Anstatt mit einer guten ÖPNV-Anbindung der Innenstadt an den Bahnknotenpunkt Mühldorf einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Gemeinden auszubauen, wird der Geschäftsstandort Innenstadt eher geschwächt.
Am gravierendsten ist aus unserer Sicht der Verlust an Zuverlässigkeit des Verkehrsmittels. Dieser wird durch den Vorteil der zahlreicheren Haltepunkte oder die geringfügig längere Bedienzeit nicht aufgewogen.
FAZIT: Für die Verkehrswende wird eine Chance vertan! Weder werden die Bedarfe zahlreicher Nutzerinnen und Nutzer des bisherigen Linienbus-Systems befriedigt, noch werden neue Bevölkerungsgruppen auf Dauer für öffentliche Verkehrsmittel hinzugewonnen.
Die Mitglieder unserer Initiative fordern mehrheitlich die Einrichtung eines zuverlässigen und preiswerten Linienbussystems mit durchgehenden Taktzeiten Mo – Sa. von 6 bis 20 Uhr (möglichst im 30-Minuten-Takt), ggf. ergänzt durch einen Rufbus an Wochenenden und später am Abend sowie in Randlagen. Dabei sollte insbesondere die Achse Bahnhof-Innenstadt regelmäßig bedient und entsprechend beworben werden.
Außerdem plädieren wir dafür, dass vor der Entscheidung über die Ausschreibung des zukünftigen ÖPNV-Systems eine öffentliche Debatte im Stadtrat stattfindet, bei der die bisherigen Erfahrungen aus dem Probebetrieb auf der Basis vorhandener Daten objektiv gewürdigt, Vor- und Nachteile des Rufbus-Systems gegeneinander abgewogen und auch Alternativen diskutiert werden.
Nehmen Sie teil an der öffentlichen Diskussion auf unserer Instagram-Seite @verkehrswende_muehldorf.de
Verkehrswende Mühldorf: Worum geht es?
Mühldorfs Einwohnerzahl ist in den letzten Jahren stark angewachsen – und mit ihr der Autoverkehr. Als Folge erleben wir täglich mehr Staus, Lärm, Luftverschmutzung und leider auch viele Unfälle. Eltern sind in Sorge, ihre Kinder mit dem Rad zur Schule zu schicken. Fußgänger:innen haben Schwierigkeiten, sicher die Straßen zu überqueren.
Anwohner:innen ehemals ruhiger Wohnstraßen klagen über zunehmenden Durchgangsverkehr. Unser schöner Stadtplatz ist durch parkende Autos zur Blechwüste mutiert.
Gleichzeitig gibt es kaum Anreize, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Stattdessen wird über noch mehr Parkplätze nachgedacht…
Der menschengemachte Klimawandel bedroht das Leben auf unserem Planeten. Er ist auch bei uns schon deutlich spürbar. Gerade im Verkehrsbereich müssen wir endlich Ernst machen und klimaschädliche Emissionen drastisch senken.
Aus all diesen Gründen brauchen wir ein echtes Umdenken –
eine VERKEHRSWENDE für Mühldorf
Wir sind Mühldorfer und Mühldorferinnen aller Altersgruppen, die in unterschiedlichen Stadtteilen leben und alle verfügbaren Verkehrsmittel nutzen. Als engagierte Bürger:innen wollen wir mithelfen, die Verkehrssituation in der Stadt für alle sicher und klimagerecht zu gestalten. Deshalb haben wir 2020 die Bürgerinitiative „Verkehrswende Mühldorf“ gegründet. Wir verstehen uns als unabhängig und überparteilich. Hier seht Ihr einige unserer Mitglieder beim online-Chat.
Wer sind wir?
Wir freuen uns über alle, die mitmachen wollen!
Was wollen wir erreichen?
- Mehr Platz für Menschen in einer lebenswerten Stadt!
- Weniger Lärm und Abgase, eine bessere Aufenthaltsqualität
- Mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer:innen
- Förderung umweltfreundlicher und preiswerter Mobilitätsformen wie Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV
- Barrierefreiheit im gesamten Stadtgebiet
Dafür braucht es:
- Eine klimagerechte Stadt- und Verkehrsplanung mit klaren Zielen für die verschiedenen Verkehrsarten
- rasche Beseitigung offensichtlicher Mängel im Straßennetz und Überwachung von Verboten, z.B. Geschwindigkeitsüberschreitung, Parken auf Gehwegen usw.
- Verkehrsberuhigung, z.B. durch Ausweitung von Tempo-30-Strecken und -Zonen
- Barrierefreie Fußwege und Vorrang für Fußgänger:innen, z.B. durch mehr Zebrastreifen
- Einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr unter Einbeziehung von Umlandgemeinden
- Mehr und sichere Radwege und bessere Radabstellanlagen, z.B. am Bahnhof
- Einen autofreien bzw. -reduzierten Stadtplatz
- Carsharing-Konzept für Mühldorf
- Und nicht zuletzt: Mehr Menschen, die sich für umweltfreundiche, gesunde und kostengünstige Verkehrsmittel entscheiden!
Dazu müssen wir alle unseren Beitrag leisten: Bürger:innen, Stadtverwaltung und Unternehmen – und zwar JETZT!!!
Wie machen wir das?
Unsere Aktionsgruppe versteht sich als Mittlerin zwischen der Bevölkerung und den Entscheidungsträger:innen in Stadtrat und Verwaltung.
Unsere Aktionsformen umfassen:
- Aufzeigen von Problempunkten im Mühldorfer Stadtgebiet und Entwicklung von Lösungsvorschlägen, z.B. Brennpunktkarte auf dieser Webseite
- Öffentlichkeitswirksame Aktionen wie Aktionstage und Infostände
- Verkehrsmessungen (Zahl und Geschwindigkeit der Fahrzeuge) an neuralgischen Punkten, gemeinsam mit der Kreisgruppe des ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD)
- Stellungnahmen, z.B. mit Pressemitteilungen und offenen Briefen, wie zum Parkhausprojekt am Innstadtpark siehe http://www.innstattparken.de
- Beteiligung an überregionalen Aktionen, z.B. Radentscheid Bayern
Brennpunkte
Im Mühldorfer Straßennetz gibt es zahlreiche Stellen, die von Bürgerinnen und Bürgern als problematisch oder sogar gefährlich empfunden werden.
Die Markierungen in der folgenden Karte weisen auf solche Brennpunkte Die Problembeschreibungen und Lösungsvorschläge sind als Diskussionsgrundlage gedacht und geben ausschließlich die Meinung der Einsender:innen wieder.
Mit Hilfe des Kontaktformulars (weiter unten) oder einer E-Mail können Sie uns gern weitere Brennpunkte melden, die wir dann in die Karte einstellen. Die neuen Meldungen werden in periodischen Abständen an die Stadtverwaltung und ggf. weitere Adressat:innen weitergemeldet.
Karte wird geladen - bitte warten...
Im folgenden können Sie alle Brennpunkte und weitere Beiträge nacheinander in der Diaschau ansehen:
Rasend durch Wegscheid
Gefahr am Kopernikusring
Ledererstraße: Verkehrsberuhigt?
Münchner Straße: Wie komme ich hinüber?
Barrierefreier Bahnhof – schön wär’s!
Eichkapellenstraße: Der Fußweg endet – und nun?
Gefährliche Überquerung Kapellenstraße
Verkehrsmessung am Stadtplatz: Es wird zu schnell gefahren!
Parkplatzzählung am Inn-Stadt-Park
Georg-Höpfl-Straße: Durchgangsverkehr im Wohngebiet
Bahnübergang Hartgasse / Leitenfeld
Lorenz-Strobl-Straße: vom Durchgangsverkehr geplagt
Krankenhausstraße ohne Fußweg
Langes Warten beim Linksabbiegen in die Innere Neumarkter Straße
Mulfingerstraße: „Nordtangente 2“ durchs Wohngebiet
Zu wenig Platz für Rad- und Fußverkehr auf der Innbrücke
Radfahrslalom auf der Äußeren Neumarkter Straße
Äußere Neumarkter Straße: unsichere Überquerung zu Fuß und per Rad
Innkanalkreuzung: Rechtsabbieger missachten Fußgängerampel
Lohmühlstraße: Fußgänger müssen auf der Straße gehen
Gehweg ins Einkaufscenter endet auf Rechtsabbiegespur
Sicherer Schulweg an der Herzog-Friedrich-Straße
Am Stadtwall: gefährliche Kreuzung
Kontakt
Wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme. Bitte nutzen Sie das folgende Kontaktformular auch, um uns weitere Brennpunkte zu melden.
Das Kontaktformular wird per E-Mail an uns übermittelt. Es werden keine Daten auf diesem Server gespeichert. Wir werden uns mit Ihnen zeitnah in Verbindung setzen.